In eigener Sache

Vergangenen Samstag habe ich eine Beschwerde erhalten, dass es bei der letzten Critical Mass im August zu einer unschönen Situation gekommen ist. Ein Autofahrer, der seine erkrankte Tochter in das Zentralklinikum bringen wollte, ist an einer Kreuzung nicht weitergekommen, da diese in diesem Moment von der Critical Mass überquert wurde. Nachdem er langsam in die Kreuzung eingefahren ist, wurde er nach eigener Schilderung von drei Leuten auf Fahrrädern aufgehalten. Als er sein Problems erläutert hatte, hätten die Leute „nur sehr zögerlich“ Einsicht gezeigt.

Darüber hinaus führt der Schreiber an, dass §27 StVO in Absatz 2 für längere Verbände Lücken fordert und er nicht es nicht als Entschuldigung akzeptiert, dass die Critical Mass sich auf §27 StVO Absatz 1 beruft, um einen Verband zu bilden. Man sollte künftig besser informieren und ggf. auch die Route beschildern.

Dazu habe ich bereits per E-Mail persönlich Stellung genommen und hoffe, dass es der Tochter mittlerweile wieder besser geht.

Dennoch eine Anmerkung an dieser Stelle dazu:

Die Critical Mass ist keine organisierte Veranstaltung. Ich bin nur der Betreiber dieser Website, die darüber berichtet und informiert und bin weder Initiator noch Veranstalter der Critical Mass. Es gibt auch keine vorab geplante Route, die man vor der Abfahrt bekannt geben könnte.

Zum Hinweis zu §27 StVO: Ja, es ist korrekt, dass die StVO Lücken fordert. Zitat:

(2) Geschlossene Verbände, Leichenzüge und Prozessionen müssen, wenn ihre Länge dies erfordert, in angemessenen Abständen Zwischenräume für den übrigen Verkehr frei lassen; an anderen Stellen darf dieser sie nicht unterbrechen.

(Zitat Ende)

Ursprünglich wollte ich das auch als Hinweis bei den Infos ergänzen. Das Problem mit diesem Absatz ist aber: was bedeutet „wenn ihre Länge dies erfordert“ konkret und was sind „angemessene Abstände“?

Leider hat die Erfahrung in der Vergangenheit (nicht nur in Augsburg) gezeigt, dass manche Autofahrer/innen jede Lücke im Verband dazu nutzen, um sich in die Gruppe zu drängen und teilweise gefährliche Fahrmanöver auszuführen. Dazu kommt, dass der Teil vor so einer Lücke dann ggf. auch anhalten muss, damit der Rest nicht den Anschluß verliert, was aber praktisch kaum sinnvoll machbar ist und den Verkehr stark behindern kann. Genau deshalb gibt es bei den Tipps zur Mitfahrt auch den Hinweis, keine Lücken zu lassen, um genau dieses Problem zu vermeiden und eine zügige Fahrt der Gruppe ohne unnötige Pausen zu ermöglichen.

Die Größe der Critical Mass in Augsburg war bislang auch noch nie so hoch, dass andere Verkehrsteilnehmer/innen übermäßig lange warten mussten. Mehr als einige Minuten dauert es in der Regel nicht, bis die Gruppe etwa eine Kreuzung überquert hat. Als Beispiel dazu kann man sich das Video dazu auf der Info-Seite ansehen – hier dauert es etwa eine Minute, bis die Gruppe mit etwa 70 Leuten vorbeigefahren ist.

Generell zu Notfällen: sollte ein medizinischer Notfall den schnellen Transport einer Person in ein Krankenhaus erfordern, rate ich dazu, einen Notarzt zu rufen, statt mit dem eigenen Privat-PKW zu fahren. Man kann auch aus anderen Gründen als der Critical Mass in eine Verkehrssituation geraten, wo man warten muss. Ein Notarzt hat aber für den Einsatz Sonderrechte, kann sich ggf. mit Blaulicht und Martinshorn Durchgang verschaffen und kann auch vor Ort und während des Transports die betroffenen Personen versorgen.

2 Kommentare

  1. E
    Ein Verkehrsteilnehmer

    24.01.2018 um 07:39

    Na ja Leute. Ein bisschen gegenseitige Rücksichtnahme würde beiden Seiten guttun.
    Ihr verteufelt den Autofahrern und die Autofahrer verteufeln die Radfahrer. Was soll das alles? Es erzeugt nur Stress.
    Schließlich sind wir normalerweise alle erwachsen. Oder?
    Wenn einer ein Notfall hat dann lass ihn ziehen. In diese paar Sekunden verliert keiner den Anschluss zur Gruppe.

    Einer der beide Seiten kennt.

  2. Z
    Zweiradfreund

    07.09.2017 um 02:01

    Es spricht ja nichts dagegen über den Fall bei der nächsten CM zu sprechen. Das liest sich so, als ob’s wirklich unglücklich lief.
    Ich denke für beide Seiten kein befriedigendes Ergebnis: Die CM wollte niemanden davon abhalten möglichst schnell ins Krankenhaus zu kommen und der Autofahrer will der CM scheins ja auch nicht absprechen, Aufmerksamkeit zu schaffen.
    Da ja früher zumindest ÖPNV auch durch die CM durchgelassen wurde und es geklappt hat, das irgendwie durch den ganzen Zug zu kommunizieren, könnte man überlegen, wie man das auch wieder schafft. und für solche Sonderfälle etabliert.
    Ansonsten wie’s im Blogartikel richtig stand, Sanka rufen wenn’s wirklich nen Notfall is, ansonsten sind die 5 Minuten wahrscheinlich zu verschmerzen, die man maximal hinter ner CM wartet.

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